Inhalt: Die Geschichte der Falknerei

Ein Kurzabriss über die Geschichte der Falknerei, einer der ältesten Jagdmethoden der Menschheit. Von den Anfängen im alten China und Mesopotamien über ihre Blütezeit im europäischen Mittelalter bis hin zur Renaissance im 19. und 20. Jahrhundert. Die Falknerei hat weltweit als Statussymbol und kulturelle Tradition tiefe Wurzeln. Entdecken Sie, wie die Falknerei heute im Arten- und Naturschutz eine zentrale Rolle spielt und warum sie 2010 von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt wurde.

Takeaways:

  • Alte Jagdmethode mit tiefer kultureller Geschichte
  • Renaissance im 19. und 20. Jahrhundert
  • Heutige Rolle im Naturschutz und UNESCO-Auszeichnung 

Kurzabriss zur Einführung

Die Falknerei, auch Beizjagd genannt, ist eine der ältesten Jagdmethoden der Menschheit. Ihre Ursprünge reichen weit zurück in die Vergangenheit. Die ersten Hinweise auf die Nutzung von Greifvögeln zur Jagd finden sich um 2205 v, Chr. in China. Genauso wie in Mesopotamien, im heutigen Irak, und datieren auf etwa 2000 v. Chr.. Wandmalereien und Reliefs zeigen, wie Greifvögel verwendet wurden, um Wild zu fangen. Sie beweisen die Ausübung der Falknerei im alten Babylonien. Dem kulturelle Zentrum dieser fruchtbaren Ebene im Altertum der Stadt Babylon. 

Beweis für die Existenz der Jagd mit Greifvögeln findet man auch in einem assyrisches Rollsiegel aus dem 13. Jahrhundert v. Chr. und einem Relief, welches auf 722 bis 705 v.  Chr. datiert wurde. Auch in Indien wurden schon um 400 v. Chr. Falken abgetragen, doch auch in Persien, der Mongolei und bei den Turkvölkern Mittelasiens war die Falknerei nachweislich beliebt und ist es teilweise bis zum heutigen Tag. Falknerei ist also Beizjagd und wurde durch die UNESCO 2010 als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt.  2014 hat Deutschland die nationale Eintragung erreicht und wurde 2016 der internationalen Repr. Liste hinzugefügt.

Die Falknerei im Mittelalter

Die Falknerei verbreitete sich im Laufe der Zeit über verschiedene Kontinente und Kulturen. Besonders im Mittelalter erlangte sie große Bedeutung. In Europa war die Falknerei nicht nur eine Jagdmethode, sondern auch ein Statussymbol. Könige, Adelige und sogar hohe Geistliche widmeten sich der Falknerei. Greifvögel wurden als wertvolle Geschenke ausgetauscht und symbolisierten Macht und Reichtum. Im jagdlichen Sprachgebrauch wird der Einfluss des Adels vor allem bei der Einteilung der Wildtiere deutlich. So gliedert sich das bejagbare Wild noch heute in Hochwild und Niederwild. Das Hochwild wird dem Hochadel vorbehalten. Die Jagd auf Niederwild war auch niederem Adel und bestimmten anderen Personengruppen gestattet. Einer der bekanntesten Falkner des Spätmittelalters war Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen. Er verfasste das berühmte Werk „De Arte Venandi cum Avibus“ – „Über die Kunst, mit Vögeln zu jagen“. Dieses Buch gilt bis heute als eines der bedeutendsten Werke zur Falknerei und zeigt das umfassende Wissen und die Leidenschaft, die Friedrich II. für die Falknerei hatte. Während der Kreuzzüge kam er mit der arabischen Falknertradition in Kontakt und derer vollkommeneren Beizjagdtechniken. So kam die wohl bekannte Falkenhaube nach Europa. Die kulturelle Hochzeit erlebte die „höfische Falknerei“ im späten Mittelalter und der Renaissance und Frankreich, Spanien, Portugal und England. 

Die Falknerei in Asien

Auch in Asien hat die Falknerei eine lange Tradition. Besonders in der Mongolei und in Japan hat sie sich über Jahrhunderte hinweg entwickelt. In der Mongolei ist die Falknerei tief in der nomadischen Kultur verwurzelt. Die Mongolen nutzen vor allem Adler zur Jagd auf Füchse und Hasen. Diese Tradition wird bis heute gepflegt und weitergegeben.

Eine beeindruckende Geschichte aus der Mongolei erzählt von einer jungen Falknerin namens Aisholpan, die als eine der wenigen Frauen in der männlich dominierten Welt der mongolischen Adlerjäger Berühmtheit erlangte. Ihre Geschichte wurde sogar in dem preisgekrönten Dokumentarfilm von 2016 „The Eagle Huntress“ (Link zum Film auf Amazon)* festgehalten. Aisholpan brach mit vielen Traditionen und zeigte, dass die Falknerei auch im 21. Jahrhundert lebendig und anpassungsfähig ist. 

Die Falken-Jagd, welche in Europa im vierten Jahrhundert eingeführt wurde, begann in Japan so ziemlich um die selbe Zeit und entwickelte sich ebenfalls zu einer hochgeschätzten Kunst. Sie wurde von den Samurai praktiziert und als „Takagari“ bekannt.
Die Falknerei als Statussymbol war schon damals ein sehr kostspieliger Zeitvertreib. Falken wurden als würdig betrachtet, Rittern und Kriegern als Geschenk dargebracht zu werden, und der Codex des japanischen Kriegers enthält gleichfalls eine Abhandlung über die Falkenbaize.
Nicht nur die Kosten für ihre Unterbringung, Aufzucht und Ausbildung, sondern auch viel Platz, viel Zeit und Mühe erforderte. Dinge die heute genau so relevant sind.
Falknerei ist eine Passion, man verschreibt sich den Tieren und deren Bedürfnisse völlig

Die Falknerei in der Neuzeit

Mit der Einführung von Schusswaffen und dem Wandel der Jagdmethoden verlor die Falknerei im Laufe der Zeit an Bedeutung. Auch die französische Revolution und die mit ihr verbundenen sozialen Umwälzungen bereiten der höfischen Falknerei ein Ende. 

Dennoch hat sie nie ganz ihren Platz verloren. Im 19. und 20. Jahrhundert erlebte die Falknerei eine Renaissance, insbesondere durch die Bemühungen von Falknern, die das traditionelle Wissen bewahren und weitergeben wollten.

Im deutschsprachigen Raum gründete sich der Deutschen Falkenorden 1921. 1959 folgte der  Orden Deutscher Falkoniere und 1990 der Verband Deutscher Falkner. Die Vereine verschreiben sich der wissenschaftlichen Greifvogelkunde, dem Greifvogelschutz, der weidgerechte Beizjagd und dem Erhalt des kulturellen Erbes. 

Die moderne Falknerei

Heutzutage hat die Falknerei viele Facetten. Neben der traditionellen Jagd spielt die Falknerei auch eine entscheidende Rolle im Arten- und Naturschutz und bei der Rehabilitation von verletzten Greifvögeln. Viele Falkner und Falknerin engagieren sich in Projekten zur Wiederansiedlung bedrohter Arten und zur Erhaltung natürlicher Lebensräume. Eines der wohl bekanntesten ist das Wanderfalkenprojekt, durch welches der Wanderfalke, der in großen Teilen Deutschland ausgestorben war wieder angesiedelt werden konnte. (Höre dazu Folge 4: Das Wanderfalkenprojekt)

Auch die moderne Technik hat Einzug in die Falknerei gehalten. Heute nutzen viele Falkner GPS-Geräte und Telemetrie, um ihre Vögel im Flug verfolgen oder wiederfinden zu können, wenn sie sich verstoßen haben. 

Eine der wohl größten Herausforderungen der Neuzeit ist der Erhalt des Niederwildes. (Höre dazu Folge 5: Niederwildschutz) Schon heute gibt es Regionen, in denen es keine Kaninchen, oder Rebhühner mehr gibt. Eine gesunde Natur und Umwelt ist nicht nur für die Falknerei die Grundlage, sondern für uns alle. 

Seit 2010 ist die Falknerei, also die Jagd mit abgerichteten Greifvögeln auf freilebendes Wild in seinem natürlichen Lebensraum als jahrtausendealte Kulturform nun durch 18 Staaten auf die UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit eingetragen.
Kriterien für die Anerkennung sind unter anderem eine nachweisbare Lebendigkeit und eine identitätsstiftende Komponente für die Trägergemeinschaft der Kulturform, die Entwicklung von Erhaltungsmaßnahmen, eine weitreichende Beteiligung der Trägergemeinschaft und die Eintragung in ein nationales Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes. Mit der Einschreibung verpflichten sich die Vertragsstaaten, das Immaterielle Kulturerbe auf ihrem jeweiligen Staatsgebiet zu fördern.

Zur nachweisbaren Lebendigkeit kann dieser Podcast vielleicht sogar ein Stück beitragen. Die neuen Medien sind ein wichtiges Werkzeug um alte Traditionen einfach in die Moderne zu bringen und interessierten Menschen den Zugang leicht zur Verfügung zu stellen. Wer weiß welche zukünftige Falknerin oder welcher zukünftige Falkner sich berufen fühlt. Den Eines kann man mit Gewissheit sagen. Für die praktische Arbeit mit Wildtieren bedarf es Leidenschaft, Zeit und Ressourcen.